Prof. Dietrich Grünewald
10.07.2018, 03:42
Ich halte es für wenig sinnvoll und auch nicht für hilfreich, den Begriff „Comic“ allgemein verbindlich, zeitlos definieren zu wollen. Natürlich kann man eine Setzung vornehmen; die ist aber stets subjektiv und muss, um verbindlich zu sein, von allen anderen akzeptiert werden – was, wie die Geschichte lehrt, aus vielerlei Gründen nicht funktioniert, da unterschiedliche Interessen die Definition mit bestimmen und der gemeinte Gegenstand nicht starr und statisch ist, sondern höchst kreativ und lebendig ständig innovative Entwicklungen erfährt.
Was ist der Gegenstand? Hier wird es schon schwierig, denn das „Erzählen in und mit Bildern“ ist vielfältig.
Im engeren Sinne, mit historischem Blick, ist es legitim, „Comics“ konkret nur
auf das Phänomen zu beziehen, auf das – auch nicht am Anfang, sondern erst im Laufe der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts – der Begriff angewendet wurde: die US-amerikanische Spielart der europäischen Bildgeschichte, die durch die innovative Verwendung im Medium Zeitung (Sonntagsseiten, dann Tageszeitung) ihre prägnante Form findet. Seriencharakter und stehende Figur gibt es zwar auch schon im Europa des 19. Jahrhunderts (England: Elmes‘ Johnny Newcome, Frankreich: Daumiers Ratapoil, Deutschland: Poccis Staatshämorrhoidarius), doch erst das Medium Zeitung form die Serie und die Identifikationsfiguren als dominante Weise aus. Auch die Sprechblase ist bekanntlich – abgeleitet aus den mittelalterlichen Spruchbändern – schon im 18. Jahrhundert in Europa üblich, doch erst Outcault, Dirks u.a. setzen sie dann kontinuierlich als Mittel des Monologes und Dialoges ein und entwickeln zudem, was im Europa des 19. Jahrhunderts auch wiederum nur in Ausnahmen zu finden ist, die typographisch anschaulich eingebundene Lautmalerei samt weiteren visuellen Signalen (Symbolzeichen, speedlines etc.). Dass die Zeitung intentional ein Massenmedium ist, dürfte nicht bestritten werden; es an Zahlen festzumachen, führt nicht weiter, denn es geht dabei um die intentionale Einschätzung des Publikums: kein spezielles gebildetes oder sonstwie gekennzeichnetes ausgewähltes Publikum, sondern ein disperses Massenpublikum. Das betrifft auch die Zielgruppe der europäischen Bilderbogen, weshalb ja Bilderbogengeschichten auch in den USA übernommen werden konnten. Zunächst sind Stil und Inhalt auch namensgebend, nämlich komisch; bekanntlich haben englische Zeitschriften (wie z. B. Comic Cut), die Witzbilder und komische Bildgeschichten präsentierten, diesen Begriff eingeführt. Allerdings wird recht schnell im Laufe des 20. Jahrhunderts der Begriff ausgedehnt, als pars pro toto genutzt: zielt nicht nur auf karikaturistisch gezeichnete komische (satirische, groteske, witzige) Geschichten, sondern bezieht schließlich alle Inhalte (Krimi, SF, Western, Abenteuer, Horror, Superhelden ertc.) mit ein.
Comics wären sonach Bildgeschichten, die sich an ein disperses Massenpublikum richten (also Medien nutzen, die ein solches Publikum erreichen, wie Zeitung, Heft, Internet), in einer statischen Bildfolge (mindestens zwei Bilder, um den Veränderungsprozess zu zeigen) erzählen, Seriencharakter mit stehender Figur haben und neben kurzen Beitexten Sprechblasen und Lautmalereien aufweisen. Sie wären – neben der inhaltlichen Unterscheidung - zu differenzieren in Comic Strips, die – in d. R. in den Tageszeitungen – in Streifenform (ein oder auch mehrere Streifen mit zwei und mehr Paneln) eine statische Bildfolge präsentieren, Comics der Sonntagsseiten und der Comicbooks, die – medial unterstützt – die Streifenform erweitern können und zu einem freien Layout finden, das wiederum narrativ genutzt wird (z. B. McCay in Little Nemo, Frank King in Gasoline Alley oder George Herriman in Krazy Kat).
Geht man von dieser – historisch bedingten – Festlegung aus, hat man konkrete Kritierien für den Comic, muss dann allerdings die zahlreichen Variationen mit anderen Begriffen benennen. Z. B. die textfreie Bildgeschichte z. B. Pantomimen Strip, die nicht gezeichnete, sondern auf Fotografien basierende Bildgeschichte Fotocomic.
Das Problem dabei ist, dass zahlreiche Variationen im allgemeinen Sprachgebrauch aber auch von Autoren wie Verlegern mit dem Begriff Comic belegt werden. Fosters Prinz Eisenherz gilt als Comic, obwohl er keine Sprechblasen, sondern begleitende Untertexte hat; es gibt immer wieder Serien, die mit der Form der Beitexte und der Sprechblase wechselnd spielen: z. B. erschien Toonders Panda zeitweise nur mit Beitexten, dann wieder mit Sprechblasen. Gilt die Kurzserie schon als comicspezifisch? Sind Bildgeschichten mit Sprechblasen, die keine stehenden Figuren verwenden sondern einmalig eine abgeschlossene Geschichte erzählen, Comics? Dazu kommt noch ein weiteres Problem, was die hitzige Diskussion um den Marketing-Begriff Gaphic Novel gezeigt hat: in die Namensgebung schleicht sich eine wertende Unterscheidung ein – künstlerisch anspruchsvoll oder „Schund“. Das verführt zu übersehen, dass Comic nicht gleich Comic ist, dass es – wie bei allen menschlichen Produkten – gute und schlechte gibt, wobei das Werturteil (das sich im Zeitverlauf ändern kann und auch bei diversen Zielgruppen verschieden ausfällt) unterschiedliche Quellen haben kann: ideologische, ethisch-moralisch, ästhetisch… Problematisch in diesem Zusammenhang ist auch die Verwendung des Begriffs Comicstil – z. B. bezogen auf Disignprodukte (wie mit bekannten Comicfiguren bedruckte Stoffe) oder auf Kunstrichtungen wie der Pop Art – denn er grenzt Comics wiederum auf einen konturierten, vereinfachten Zeichenstil ein, während die Vielfalt der Comics eine Fülle von Stilen und Techniken aufweist, neben den eher industriemäßig erstellten Serien mit konkreten Stilvorgaben natürlich auch Werke mit explizit individuell künstlerische Handschriften umfasst.
Abstrahiert von dieser wertenden Einschätzung verwenden seit Kunzles Early Comics zahlreiche Autoren den Begriff Comic als allgemeinen internationalen Überbegriff. Auch das ist legitim, macht vor allem deutlich, dass Bildgeschichten vor den US-Comics keine „Vorläufer“ waren in dem Sinne, dass die Bildgeschichte erst in den Comics ihre Höchstform und Vollendung gefunden hätte, sondern dass in jeder Zeit – bedingt durch „Zeitgeist“, technischen Möglichkeiten, gesellschaftlichen-politischen Freiheiten etc. – entsprechende Formen entwickelt werden. Das Problem: die existenten Unterschiede zwischen den verschiedenen Bildgeschichten werden weniger wahrgenommen, die zweifellos besondere Stellung der Comics i. e. Sinne wird nivelliert.
Auch wenn im Zuge der Globalisierung natürlich weltweit der englische Begriff – im allgemeinen Sinne – das Phänomen kennzeichnet, so plädiere ich doch dafür, im Deutschen von Bildgeschichte zu sprechen. Es mag albern sein, aber ich kann emotional und im Wissen um die historische Entwicklung nicht alles Comic nennen, auch wenn der Begriff, wie gesagt, pars pro toto benutzt wird. Die mittelalterlichen biblischen Bildsequenzen der Tafelmalerei, der Kirchen-Bronzetüren, der Hungertücher, Wandfresken und Reliefs, die grafischen Zyklen z. B. von Genelli, Klinger oder Kollwitz, die Bildromane Masereels oder Lyn Wards – ich habe, zugebener Maßen, subjektive Probleme, das alles Comic zu nennen.
Ich rede lieber – im übergeordneten Sinne – von Bildgeschichte. Für mich ist die Bildgeschichte – in jeder Form, umfasst also natürlich auch Comics i.e. S. – eine Kunstform – was auch sonst, wie schon Werner Hofmann betont hat. Kunstform, weil Bildgeschichten ein menschliches, kein natürliches Produkt sind, ein Artefakt – und damit keinem objektiven Regelwerk unterworfen, sondern alleine dem Willen und Wollen des Autors.
Wir verwenden den Begriff Kunst im doppelten Sinne – einmal wie o. das Artefakt kennzeichnend, dann aber auch wertend im Sinne einer künstlerischen Qualität. Letzteres bringt rasch Probleme mit sich. Bekanntlich ist der wertend-ideologische Kunstbegriff erst eine Erfindung der Renaissance und unterliegt Setzungen, Moden, zahlreichen außerkünstlerischen Zugriffen. Da es mir nicht um einen wertenden Begriff (künstlerisch anspruchsvoll oder trivial) geht, da ich skeptisch gegenüber dem Gegensatz Hochkunst/ Populäre Kunst bin, da ich meine, dass die künstlerische Einschätzung und Wertung eine rein subjektive Angelegenheit ist (wobei man natürlich andere mit Argumenten überzeugen kann und soll), rede ich liebe vom Prinzip Bildgeschichte. Es enthält sich der wertenden Zuweisung und zielt auf das Spezifische des Phänomens.
Ich meine, es gibt Konstanten, die das Prinzip Bildgeschichte definieren:
Es ist ein Artefakt, ein menschliches Produkt, geschaffen von einem Autor oder einem Team (Zeichner, Szenarist, Texter, Spezialisten für Tusche, Farbe, Typografie, Drucker, Verleger….).
Es handelt sich um eine autonome narrative statische Bildfolge.
Autonom: die Bildfolge kann von einem Rezipienten allein aus sich heraus verstanden werden. Ich grenze sie ab von der Illustration, die veranschaulichend, erweiternd, interpretierend einen Text begleitet, der ihrer aber nicht zwingend bedarf; ich grenze sie ab von Einzelbildern oder Bildfolgen, die – auch wenn sie autonom präsentiert werden – ohne Zusatzwissen, ohne Textkenntnis nicht verständlich sind. Hier gibt es natürlich Übergangsbereiche, abhängig vom Allgemeinwissen der intendierten Rezipienten. So kann man z. B. manche Illustrationsfolge (mythologische und biblische Geschichten, Sagen und Märchen) durchaus als Bildgeschichte verstehen, weil die erzählte Geschichte zum Allgemeinwissen zählt und das visuell Gebotene zum Verständnis durchaus reicht. Es gibt Bildgeschichten, die nur aus visuellen Zeichen (konkret, abstrakt, symbolisch) bestehen, es gibt Bildgeschichten, die eine Synthese mit Schrift (Beitexte außerhalb des Bildes, ins Bild einbezogen, Sprechblasen, Lautmalerei) bilden, wobei Bild- wie Textinformation sich gegenseitig stützen, für sich alleine unvollständig verstehbar sind und nur als Einheit zu verstehen sind.
Narrativ: gemeint ist hier „erzählend“ im weiteren Sinne, bezogen auf die Präsentation (Goethe: Vor Augen stellen) eines Prozesses, eines Vorgangs, eines Ablaufes, einer Handlung, eines Geschehens äußerer (Bewegung, Aktion) wie innerer (Emotion, Denkprozesse etc.) Art. Narrativ in diesem Sinne meint die Schilderung einer Handlung aber auch die anschauliche Erklärung eines z. B. technischen Vorgangs oder Anleitung zu einer Tätigkeit. Rein darstellende (Porträts, Stillleben) oder schmückende Bilder (Ornamente) sind damit ausgeschlossen, es sei denn, sie werden als Elemente in den gezeigten narrativen Prozess einbezogen. Zwischen Autor und Erzähler ist dabei natürlich zu differenzieren. Neben dem auktorialen Erzähler gibt es Erzählfiguren, Ich-Erzähler usw., die mit dem Autor nicht identisch sind. Der Bild-Erzähler ist eigentlich ein Zeiger: er präsentiert das Geschehen und lässt den Betrachter als Zeugen teilhaben, der dieses Gezeigte aber verlebendingen, erweitern, interpretieren muss: also gewissermaßen zum Mit-Autor wird.
Statisch: die Bildgeschichte basiert auf statischen Bildern; sie ist verwandt mit Kunstformen, die lebende, bewegte Bilder benutzen, Theater, Puppenspiel, Trickfilm, Film, Video; trotz zahlreicher Überschneidungen gibt es einen wesentlichen Unterschied: während Theater und Film unabhängig vom Betrachter das Geschehen im zeitlichen Prozess präsentieren, erlaubt das statische Bild dem Rezipienten, die Rezeptionszeit selbst festzulegen, lässt ihm Freiheit beim konkreten „Bild/Text-Lesen“, auch wenn ihm durch Inhalt, verweisende Bildzeichen, Layout, Sonderzeichen (z. B. Pfeile, Nummerierung der Panel) u.a.m. eine Reihenfolge vorgegeben werden kann, belässt die Möglichkeit zurückzuschauen, bietet somit das Gezeigte in Präsenz und unmittelbarer Nähe an.
Bildfolge: jede Bildgeschichte besteht aus einer Folge von einzelnen Bildern, die zusammen zu sehen sind und einen (zeitlichen) Prozess präsentieren. Während der Begriff Comic i.e.S. unter Bildfolge mindestens zwei Bilder versteht (s. Krafft), definiere ich, ausgehend vom Angebot der Phänomene, die Bildfolge weiter: neben zwei und mehr Bildern in Folge, die einen Prozess aufzeigen, gibt es auch Beispiele, die das mit nur einem Bild erfüllen. Damit sind einmal Simultanbilder gemeint, die in einem Handlungsort diverse Szenen (i.d. Regel mit Wiederholung der Akteure) platzieren, die, z. B. frei verteilt, an einem Weg angesiedelt oder auch als gerahmte Bilder im Bild, zeitlich unterschiedliche Handlungssituationen zeigen und vom Betrachter in chronologischer Reihenfolge zu lesen sind; zum anderen Bilder, die in einer Szene unterschiedliche Zeiten verschmelzen („komplettierend“ nach Wickhoff) oder solche Szenen, die ich „ideelle Bildfolge“ nenne: hier wird eine Szene präsentiert, die aufgrund ihrer Unbestimmtheiten den Betrachter gewissermaßen zwingt, das - nicht gezeigte – Davor und Danach dieses prägnanten Momentes im Kopf zu ergänzen, also die Bildfolge selbst in der Vorstellung erweiternd herzustellen. Bildwitze (heute i.d.R. Cartoon genannt, auch wenn der Begriff in England ursprünglich einmal die politische Karikatur meinte), satirische Szenen, Aktionen, die ihren Witz gerade im Weglassen des Fortgangs finden verstehe ich als Bildgeschichte. Das umfasst Zeichnungen (zahlreiche Comicserien, von Dennis bis Hägar, präsentieren auch Einzelbildgeschichten), Fotografien (z. B. die narrativen Fotos von Jeff Wall) oder Gemälde (z. B. Genrebilder).
I.d.R. aber besteht die Bildfolge konkret aus einer Folge von zwei und mehr Bildern, wobei zwei Arten zu unterscheiden sind: die enge und die weite Folge. Letztere besteht aus relativ eigenständigen Einzelbildern, die – einer Ein-Bild-Gelschichte gleich – je eine Szene präsentieren, die mit den anderen Szenen inhaltlich und zeitlich in Beziehung zu setzen ist. Die Leerstelle zwischen den Bildern ist relative groß, d. h. die Zeit, die zwischen ihnen vergeht, kann sehr lang sein, sie springt. Die Rezeption verlangt eine aufmerksame Betrachtung der Einzelbilder und fantasievolle Kombinationsarbeit, deutende Füllung der Leerstellen. (Beispiele: Hogarth, Ramberg, Kollwitz)
Die enge Bildfolge hat zeitlich kleine Leerstellen, Bild auf Bild folgt – im zeitlichen Fluss – unmittelbar aufeinander, sodass die Veränderungen gewissermaßen automatisch – nicht willentlich interpretierend – zu verstehen sind. Das bezieht sich auf äußere wie auch innere Bewegung. In den meisten Bildgeschichten werden – je nach Erzählanforderung – enge und weite Bildfolge miteinander vermischt, können Bildwiederholungen z. B. Langweile, das Sich-Nicht-Verändern anzeigen, können konkrete Bildfolge und Einzelbildgeschichten vermischt werden.
Das zeigt schon an: neben den Konstanten der Bildgeschichte dienen in der Praxis vor allem ihre möglichen Variationen für immer wieder innovative, kreative Werke, deren Regelwerk der Autor bestimmt. Der kann sich an selbst formulierte oder übernommene feste Regeln halten, er kann aber auch mit ihnen spielen, kann Neues erproben. Bis hin zu Formen, wo Bildgeschichte und (eigenständige) Textgeschichte miteinander verbunden werden, wo (Video, Internet) statische und bewegte Bilder, Typografie, Lautmalerei und hörbarer Ton miteinander verbunden werden.
Variable: das bezieht sich nicht nur auf Intention und Inhalt, sondern natürlich auch auf die Gestaltung (Stile, Techniken [es gibt auch dreidimensionale Bildgeschichten], abstrakte, konkrete, ikonische, symbolische Zeichen, textfrei oder mit Texten), auf die Dramaturgie (die Erzählweise, die narrative Struktur), auf die Medien – wobei alle variablen Faktoren wiederum Einfluss auf die anderen haben können.
Der Begriff Bildgeschichte ist mir deshalb lieb, weil er – im Unterschied zu anderen Begriffen, die meist nur an einem bestimmten Merkmal orientiert sind – tatsächlich umfassend und treffend definierend ist: in Bildgeschichten dominiert das Bild (als Singular wie als Plural gemeint), das narrative Einzelbild, das Bild als Panel in der Bildfolge; es gibt keine Bildgeschichten ohne Bilder, wohl aber ohne Text (meint Schrift, wobei auch die Schrift typografisch und somit visuell als Bild, wahrgenommen wird; spezielle Beispiele bietet die sog. Konkrete Poesie). Geschichte bezieht sich lt. Grimmschen Wörterbuch zum einen auf den Inhalt: es wird eine Geschichte, ein Geschehen präsentiert, nach ahd. und mhd. gesciht, f. schickung, zufall, ereignis. Der Begriff umschließt aber auch das Prinzip der Bildgeschichte, „das schichten als thätigkeit. das geschichtete, die schicht“, also das Aneinanderreihen und Aufschichten von Bildern in Folge und Reihe (in der mittelalterliche Bildgeschichte Register genannt).
Das Prinzip Bildgeschichte ist somit eine eigenständige (hinsichtlich Gestaltung und Rezeptionsanforderung) Weise, einen (zeitlichen) Prozess, i.d.R. ein Geschehen, einen Vorgang visuell zu präsentieren, der zahlreiche Variablen aufweist, also dem Autor (dem Autorenteam) große kreative Freiheiten belässt. Ich verstehe es als Überbegriff, der so differenzierte Ausformungen wie die Bilderbogengeschichte, die Comics i.e. S., die Grapic Novel (oder Bild-Roman), den narrativen Zyklus oder das narrative Genrebild vereint – als eine eigenständige Kunstform, gleichberechtigt neben anderen Kunstformen, wie dem Sprachkunstwerk, der Bildenden Kunst, der Musik, dem Theater oder dem Film. Und es scheint mir wichtiger zu sein, sich mit konkreten Werken und ihren inhaltlichen und ästhetischen Besonderheiten auseinander zu setzen, als mit einem unfruchtbaren Wort-Streit, was nun Comic sei oder nicht.
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