Dazu habe ich in dem "Definitions"-Thread ja schon einiges geschrieben... ich glaube, es geht ja auch gar nicht darum, "zusammen zu kommen", sondern interessantere Einsichten frei zu legen, warum man gegebenenfalls unterschiedliche Ansätze präferiert. Und da habe ich leider immer noch nicht verstanden, was "der Comic selbst" sein soll, bzw. aufgrund welcher Annahmen man eine formal-ästhetische Dimension zur Grundlage einer "Eigentlichkeit" machen sollte - außer eben Gewohnheit. Du sprichst vom "Prinzip Comic" und hast dabei vorentschieden, was alles Teil dieses "Prinzips" sein soll und was nicht, dafür aber gibt es keine zwingenden Gründe. Ich könnte ebenso gut sagen, es ist ein bestimmtes "Prinzip, Comic zu verwenden", ein bestimmtes "Prinzip, sich zwischen Hochkultur und Gegenkultur zu positionieren" (das ginge dann in Richtung einer Comic-Auffassung von Thomas Becker). Ein jeder "Comic" (ein jeder Gegenstand, der als "Comic" bezeichnet wird) 'ist' natürlich sehr viel mehr als eine formale Gestaltung, er 'ist' auch all das, was nicht Teil Deines Gestaltungs-"prinzips" sein soll ("die Urheber, das Trägermedium, die Art der Verbreitung und inhaltliche Aspekte wie Genre oder Bezüge zu anderen Comics"). Der Ein- und Ausschluss dieser Kriterien (in das "Prinzip") lässt sich nicht objektiv begründen - egal, ob wir da zusammen kommen oder nicht, egal ob wir die jeweiligen Kriterien für geeignet halten oder nicht. Um es möglichst deutlich zu sagen: Es geht mir *nicht* darum, zu sagen, dass ich Deine Auffassung vom "Prinzip Comic" für ungeeignet oder problematisch halte. Es geht mir darum, dass sie - egal, wie Du oder ich entsprechende Kriterien auswählst - niemals eine Beschreibung sein können, sondern eine politische Setzung bleiben müssen.

Um das sichtbar zu machen, habe ich vorgeschlagen, diese "objektiven formalen Kriterien" auf andere Medien zu übertragen und zu zeigen, dass sie nicht übertragbar und daher in keiner Weise deskriptiv sind, sondern den Gegenstand erst hervorbringen, den sie zu beschreiben vorgeben (indem sie ihn als einen solchen, in diesem Fall einen semiotischen Gegenstand voraussetzen). Was wäre "das Prinzip Telefon", wenn nicht (auch) ein technologisches? Was wäre "das Prinzip Theater", wenn nicht (auch) ein institutionelles? Lässt sich die kommunikative Gattung des "Twitter-Posts" (vgl. Trump) semiotisch isolieren, um auf ein solches "Prinzip" (ohne Technik, Akteure, Netzwerke, Verwendungsweisen, kulturellen Status etc.) zu kommen? Sicher nicht. Wenn das an diesen Beispielen willkürlich und wenig hilfreich erscheint, dann ist es beim "Comic" ebenso willkürlich, wir sind hier nur daran gewöhnt. Wie Christian im anderen Thread schon schrieb: jede Definition ist willkürlich, manche wirken nur über Konventionen "naturalisierter" als andere. Nochmal: es spricht nichts dagegen, dieses *semiotische* Prinzip (etwa "sequenzielle Bilder") als äußerst Comic-relevant zu erachten. Aber das lässt sich überhaupt nur vertreten, indem man beides voneinander isoliert: es gibt den medialen Bereich "Comic", der durch viele unterschiedliche Dimensionen charakterisierbar ist (semiotischer, materieller, apparativer, institutioneller, kultureller etc. Natur). Und eine Dimension davon scheint Dir besonders wichtig. Damit hast Du aber bereits "Comic" und "sequenzielle Bilder" begrifflich getrennt - gut so! Alles andere wäre auch rein logisch ganz unmöglich.