Schade, keine Antworten.

Auch wenn immer noch nicht klar ist, woher das unheilvolle Zusammentreffen von abwegigen Kriterien stammt (Caulton Waugh hat in seinem Anforderungsprofil zwar die stehenden Figuren, aber nicht das periodische Erscheinen bzw. die massenhafte Verbreitung), so möchte ich doch auf eben dieses eingehen.

Ohne das Kriterium der Bildfolgen (die Caulton Waugh schon 1947 beschrieb: "Comics usually have [...] a sequence of pictures, which may be funny or thrilling, complete in themselves or part of a longer story), nennt Alexander Braun

• die Aufhebung der räumlichen Trennung von Erzähltext und Illustration
• die Herausbildung von Sprechblasen, die eine Live-Unterhaltung im Bild suggerieren
• wiederkehrende Helden, sogenannte stehende Figuren, die die Leserbindung an eine Zeitung befördern.
• eine Auflage in Millionenhöhe

Die ersten beiden Kriterien schließen bei Nichterfüllung viele beliebte Comics aus ("Prinz Eisenherz", MOSAIK, textlose Comics) und führen zu Unklarheiten bei langjährigen Serien, die mit UND ohne diese auftreten. Im übrigen ist bei fast allen Comics der Erzähltext von der Zeichnung getrennt, allerdings nur räumlich in "captions" und nicht technisch bedingt.

Die anderen beiden Kriterien haben nun mit den Zeichnungen selber nichts zu tun, was zur Folge hat, daß die Definition auf einzelne Comics nicht anwendbar ist. Denn ob eine Figur wiederkehrt, kann man nur bei Betrachtung mehrer, möglicherweise ALLER Arbeiten eines Künstlers beurteilen (und was, wenn ein anderer Zeichner die Figur aufgreift?). Und die Auflage läßt sich nur feststellen, wenn man eine Veröffentlichung vor sich liegen hat, nicht aber, wenn ein Original Gegenstand der Beurteilung ist. Außerdem schmerzt es jeden Comiczeichner, wenn seinen Arbeiten der Status "Comic" aufgrund fehlender Auflagenhöhe abgesprochen wird.

Eigentlich sollte ja ein Konsens bestehen, daß Comicoriginale auch Comics sind.