Ich habe 2007 im Auftrag von Brockhaus eine Definition verfasst, die in Deutsche Comicforschung 2010 abgedruckt wurde
http://www.comicforschung.de/definitioncomic.pdf
und die ich immer noch für praktikabel halte. "Noch praktikabel" sage ich deswegen, weil ein wichtiger Punkt dieses Essays lautet:

"Definitionen des Comic sind veränderlich und entsprechen in der Regel der zeitgenössischen Auffassung und dem Evolutionsstand der Form. Die Geschichtsschreibung des Comic ist abhängig von der Definition."

Ich möchte anregen, den ganzen Text zu lesen. "Noch praktikabel" sage ich auch, weil die meisten heutigen Comics immer noch dem Standard der Form folgen, wie er im 20. Jahrhundert entwickelt wurde. Die naheliegende Weiterentwicklung durch die Möglichkeiten etwa des Internets (Flexibilität der Leserichtung, Querverweise) werden bisher nur wenig verfolgt - offensichtlich ist es das Anliegen der meisten Autoren von Internet-Comics, etwas "Druckreifes" zu liefern.

Praktikabel ist diese Defininition (in der Nachfolge der Einflüsse von Scott McCloud), weil sie es erlaubt, möglichst viele verschiedene Arten von sequentieller Bild-Erzählung einzuschließen. Dass es sogenannte Grenzfälle gibt, in denen der Betrachter selbst vor der Aufgabe steht zu entscheiden, ob er einen Comic vor sich hat oder nicht, macht die Angelegenheit reizvoll.

Noch einmal: Es gibt keine jederzeit gültige und allumfassende Definition der Ausdrucksform Comic. Es kann sie auch gar nicht nicht geben.

eck@rt